2019: Deshalb Europa! Visionen wagen

Idil Baydar
Foto: Cengiz Karahan

Am Freitag, den 22. November geht es im Schlosskeller in Saarbrücken weiter in unserer Kulturwoche mit Idil Nuna Baydar alias Jilet Ayşe, dem nicht mehr ganz 18-jährigen Kreuzberger Integrationsalbtraum mit der rasiermesserscharfen Zunge in ihrem aktuellen Soloprogramm Ghettolektuell, das bereits den zweiten Platz beim KulturNews-Award gewonnen hat und auch als Hörbuch erschienen ist.

In Baydars Programm wird das Land zum Gespräch gebeten. Ein Land, in dem sie lebt und das ihr zunehmend Sorgen bereitet. Sie hat als hier geborene und vom Umfeld geprägte Berlinerin einiges an Migrations-Hintergründigkeit zu bieten und tut das in ihrer Figur Jilet Ayşe auf sehr eindrucksvolle und gewollt nachhaltige Weise. Jilet Ayşe ist schwer und gewichtig, rein und rassig und glaubt das auch noch, wenn sie in den Spiegel schaut. Der ansonsten übrigens hauptsächlich dem Zuschauer vorgehalten wird. Sie ist überzeugt davon, das richtige Instrument zur Persönlichkeitsbildung und zur individuellen Freiheit gefunden zu haben – Sturheit!

Getreu dem Motto: „Wenn du sie nicht überzeugen kannst, verwirr' sie!“ hinterlässt sie leidenschaftlich vorgetragene Argumentationsketten, die nur am Anfang logisch und gerecht erscheinen. Das tun sie aber immer für Jilet Ayşe! Und wir sollten es glauben. Immerhin schwört sie uns in guter, alter Kanak-Sprachen-Tradition, dass alles, was uns unglaubwürdig vorkommt, die Wahrheit ist. Und so erleben wir altbekannte Stereotypen, nagelneue Schimpfwörter, ungelogene Wahrheiten und garantierte Tatsachen am laufenden Band und mit besonders breiter Brust vorgetragen. Doch Vorsicht: Während vor unseren Augen ein Pulverfass mit vermeintlichem Geschwätz explodiert ist, wurde uns hinten aus der Hosentasche unsere Ansammlung an Vorurteilen geklaut und bleibt hoffentlich für immer verschwunden.

Das Comedyprogramm Ghettolektuell ist Teil der Veranstaltungsreihe "Deshalb Europa! Visionen wagen"  von Ramesch und wird von der Stadt Saarbrücken, dem Regionalverband Saarbrücken, der Arbeit und Kultur Saarland GmbH, dem Sparkassenverband Saar und der Saarland-Sporttoto GmbH gefördert.

Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, Karten sind im Vorverkauf erhältlich für 12€ bei Ramesch, Bestellungen per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 0681-390 4921. Abendkasse 15€.

 

Dilşad Budak-Sarıoğlu und Ilgıt Uçum
Dilşad Budak-Sarıoğlu und Ilgıt Uçum
Foto: Navid Linnemann

Am Montag, den 18.11.2019 beginnt unsere Kulturwoche im November mit der multimedialen Leseperformance Türkland des Schauspielerinnen-Duos Dilşad Budak-Sarıoğlu und Ilgıt Uçum im Theater im Viertel in Saarbrücken. Türkland ist ein Stück über das Auswandern und Nichtankommen mit starken autobiographischen Bezügen, erzählt als Lebensreflexion einer Frau an ihrem Hochzeitstag. Abwechselnd auf deutsch und türkisch (mit Übertiteln) erzählt sie von ihrem Aufwachsen als Kind sozialistischer Eltern, die nach dem "September-Putsch" von 1980 zunächst untertauchten, dann von Istanbul nach Paris flüchteten und schließlich in Velbert bei Wuppertal landeten, einer Kleinstadt mitten im deutschen Nirgendwo.

Donnerstag, 07.11.2019

Jules-Verne/Jules-Wayne, Mainzer Str. 39, 66111 Saarbrücken

Podiumsgäste im Erzählcafe
Von links: Birgit Grandhomme, Jil Kalmes, Helmut Schug, Timo Stockhorst, Ursula Kimoto

Einfach so Europa erleben, ganz ohne Schlagbäume und Zollhäuschen? Überallhin reisen, studieren und arbeiten können? Das war nicht immer so! Im Erzählcafe "Europa grenzenlos" in der Jules-Verne-Bar in Saarbrücken wollen wir Europa aus der kleinen, der persönlichen Perspektive heraus entdecken, aus der Biographie aktiver, engagierter Menschen aus verschiedenen Generationen, die alle ihre ganz eigenen Grenz-Erfahrungen gemacht haben.

Vortrag von Dr. Dževada Šuško
Dienstag, 17. September 2019, 18 Uhr

Festsaal des Rathauses St. Johann,

66111 Saarbrücken

Dr. Dževada Šuško leitet das Büro für internationale Zusammenarbeit in der Abteilung für Auslandsangelegenheiten der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina. Davor war sie Direktorin des Instituts für die islamische Tradition der Bosniaken. Sie ist die erste Frau in Führungsposition in der Islamischen Gemeinschaft. Dževada Šuško ist auch Dozentin für internationale Beziehungen an der Internationalen Universität in Sarajevo.

Heute referiert sie exklusiv über das Thema: Die Islamische Gemeinschaft und die Rolle der Frau.

Die Veranstaltung wird moderiert von Dr. Karsten Dümmel (Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung).

Mit einem Grußwort von Christian Seel (Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes).

Politisches Bildungsforum Saarland Konrad-Adenauer-Stiftung lädt Sie herzlich zu diesem Forum ein!

In Kooperation mit Ramesch - Forum für Interkulturelle Begegnung e.V.

Der Saarländische Rundfunk hat über unsere Veranstaltung mit Europe Direct Saarbrücken und dem European Democracy Lab einen Kurzbericht veröffentlicht, den wir hier wiedergeben:

Ulrike Guerot
Ulrike Guérot
Bild: Lukas Ratius

"Im Einsatz für eine europäische Utopie

Das Interview der Woche mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot
Carolin Dylla 06.07.2019 | 12:45 Uhr

Die SR-Reporterin Carolin Dylla hat mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot über die Idee einer europäischen Republik und das politische Hin- und Her um die EU-Kommissionspräsidentschaft gesprochen - und darüber, was ihre Utopie Europas mit Risotto zu tun hat.

Große Ideen und große Gesten: Davor schreckt die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot selten zurück. Vor den Europawahlen zum Beispiel hat sie – gemeinsam mit anderen Künstlern – ein Projekt gestartet und von Balkonen aus symbolisch die europäische Republik ausgerufen. Die "europäische Republik", das heißt für Ulrike Guérot: Egal, ob jemand aus Litauen, Deutschland, Spanien oder Tschechien kommt – die politischen Rechte aller Bürger sind die gleichen.

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Rund 400 Millionen wahlberechtigte EU-BürgerInnen haben Ende Mai direkt und frei über die Zusammensetzung des Europäischen Parlaments abgestimmt. Doch jedes Land legt für die Wahlen seine eigenen Regeln, Verfahren, Termine, Kandidaten und Programme fest, und je nach Land erhalten die Stimmen seiner BürgerInnen ein unterschiedliches Gewicht. Die Europawahl wird so für die BürgerInnen zu einer Art Black Box.

Könnten wir nicht umgekehrt mit einem gemeinsamen Wahlrecht die Transparenz und Glaubwürdigkeit der europäischen Politik stärken und damit der zunehmenden Entfremdung und Enttäuschung vieler BürgerInnen etwas entgegensetzen? Könnten gemeinsame Wahlen eine legitimierende Kraft gegen antieuropäische Stimmen und für einheitliche Rechte aller EU-BürgerInnen sein?

 

Forum:
Dienstag, 11. Juni 2019, 18 Uhr
Festsaal des Rathauses St. Johann,
66111 Saarbrücken
 
Die Skepsis gegenüber der Europäischen Union innerhalb der EU steigt immer weiter an. Die  Populisten gewinnen an Boden und verbreiten Stimmung gegen die Union. Währenddessen steigt außerhalb der EU, wie auf dem Balkan, immer mehr das Interesse für die EU und die Sympathien mit einer potentiellen Mitgliedschaft. Hoffnung wird von dort aus in die Möglichkeiten und Ambitionen der EU zur Problemlösung gesetzt.
 
Wie es gelingt, die Sichtweisen der Beitrittsländer in die Mitgliedsstaaten zu transportieren, diskutiert Elvis Kondzic, der Berater des Premierministers Bosnien Herzegowinas zum EU Beitritt a. D. mit Doris Pack, langjährige EU-Abgeordnete. Pack war unter anderem Mitglied der Südosteuropadelegation.

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Mit Sebastian Zeitzmann (LL.M.) und Christina Giannoulis (LL.M. Eur.)

Ort: Universität des Saarlandes, Geb. A4 2, R. 3.2

Termin: 06. Juni 2019, 18 Uhr

 

Wir schreiben das Jahr 2045. 100 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Brüssel die Flagge der neuen Europäischen Republik gehisst. Die früheren Staaten der Europäischen Union haben sich aufgelöst und Platz gemacht für starke europäische Regionen, deren Vertreter_Innen im Europäischen Senat neben den transnationalen Parteien im Repräsentantenhaus und einem von den Bürgern direkt gewählten Präsidenten über die Leitlinien der Politik entscheiden.

Ort: Kino 8 1/2, Nauwieserstraße 19, 66111 Saarbrücken
Moderation: Mohamed Maïga, Ramesch e.V.
Datum: Mittwoch, 13. März 2019 ( ab 17 Uhr)
Sprache: Original mit dt. Untertiteln
In Anwesenheit des Regisseurs Kadir Akın
 

Zum Inhalt:

Vor 100 Jahren wurden hunderttausende Armenier vertrieben und getötet – ihr kulturelles und intellektuelles Erbe ausgelöscht. Kadir Akın untersucht in seinem Dokumentarfilm die osmanische demokratische Intellektuellenbewegung und die Armenier-Frage, die mit dem Abschluss des Berliner Vertrages nach dem Russisch-Osmanischen Krieg (1877-78) auf die politische Bühne getragen wurde. Der Film erzählt von der Gründung der armenischen Parteien und ihrem Beharren auf dem Schutz für die armenische Minderheit, zu dem sich das Osmanische Reich im Berliner Vertrag verpflichtet hatte.

Es werden die Ereignisse ab dem Jahr 1908 in der zweiten osmanischen Verfassungsperiode beschrieben, als im ganzen Reich Wahlen zum Abgeordnetenhaus stattfanden. Während sich die armenischen Abgeordneten für soziale Rechte einsetzten, schien für die jungtürkische Partei „Einheit und Fortschritt“ ein Zusammenleben mit Armeniern im Osmanischen Reich nicht möglich. „RED“ behandelt auch die Hinrichtung des armenischen Revolutionärs Matteos Sarkissian, genannt Paramaz, und 19 seiner Mitstreiter im Juni 1915 auf dem Beyazıt-Platz in Istanbul.

Der Film dauert 54 Minuten und wurde in Istanbul, Genf, Beirut und Basel gedreht. Die Premiere des Filmes war am 12. Oktober 2017 in Istanbul. Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit dem Regisseur statt.

 

Trailer:

Bitte Bild anklicken. Video öffnet sich in YouTube. Quelle: YouTube-Kanal Kadir Akın